Plattentest.de hat sich das neue Nine Inch Nails – Album angehört und kommt dabei zu einem ähnlichen Urteil wie bereits andere Medienvertreter. Das Album wird mit 7 von 10 positiv wahrgenommen. Die Bewertung wird wie gefolgt begründet:
Wir schwirren kurz zurück ins Hier und Jetzt: „Hesitation marks“ setzt sich also musikalisch auf eine ganz eigene Art zwischen „Pretty hate machine“ und „The downward spiral“. Zwischen den latenten Drang zum Suizid und das letzte komatöse Aufbäumen. Aber eben nicht nur. Und auch nicht so ganz. Reznor bedient sich der bekannten Soundmuster – geschenkt, dass er kein Bob Dylan mehr wird und stattdessen lieber immer um sich und die gewohnten Themen kreist. Dennoch erschafft aber mit diesem Album Collagen und Landschaften, die man bisher so von ihm nicht kannte. „Hesitation marks“ ist sicherlich das künstlerisch interessanteste Nine-Inch-Nails-Album seit dem Überwerk „The fragile“. Je länger diese Platte dauert, desto mehr ist sie ein Stinkefinger an die Erwartungen und klingt bisweilen wie eine von Reznors zeitweise famosen Remix-Sammlungen. Vieles wirkt dekonstruiert, als hätte er bewährte Schablonen genommen und diese in penibelster Kleinstarbeit geschrottet, um sie mit kleinen, elektronischen Spielereien in neuem Licht erstrahlen zu lassen. Kaum mehr sägende Gitarren, die die dicke Luft zerschneiden. Reznor schreit nicht – Reznor flüstert, haucht, schweigt, scheint in sich einzukehren, langsam Ruhe gefunden und Frieden mit der Welt geschlossen zu haben. Der Leidende ist nicht mehr nur äußerlich gestählt. Vorbei, das zerbrechliche Leben.
06. September 2013